
Am 3. November 1956 strahlte der Bayerische Rundfunk in der Sendung "Zwischen halb und acht" die ersten Spots aus - eine Auswahl an Werbefilmen, die bereits vorher im Kino zu sehen waren. Eine gesellschaftliche Veränderung setzte ein: Kollektives Urinieren nach der Tagesschau, Heisshunger auf Fischstäbchen oder grüne Kitschfamilie mit Jacobs Kaffee.

Am Anfang kleckert der Volksschauspieler Beppo Brem auf die Tischdecke, und Liesl Karlstadt in der Rolle der ordnungsliebenden und zänkischen Ehefrau regt sich auf. Doch kurz darauf ist das Tuch wieder so sauber und rein wie zuvor. "Persil und nichts anderes", sagt Brem in die Kamera und eröffnet ein neues Kapitel der deutschen TV-Geschichte: die Fernsehwerbung.

Nach Beppo Brem kommt der Persil-Mann und mit ihm weitere Geschöpfe der Warenwelt wie Klementine (Ariel), das Fa-Mädchen, Frau Antje mit Käse aus Holland sowie Tilly (Palmolive) und der etwas krank aussehende Dr. Best. Unermüdlich werden fremde Hände in grünes Spülmittel und Zahnbürsten in wehrlose Tomaten gedrückt.
Über Jahrzehnte hinweg hat die Fernsehwerbung ihren festen Platz im Vorabendprogramm der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF, bis 1984 die ersten kommerziellen Fernsehanstalten ihr Programm bundesweit ausstrahlen. Nach Auskunft des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) wurden allein 2005 knapp 3,2 Millionen Werbespots im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Wollte man nonstop alles sehen, was im vergangenen Jahr an Werbung über den Bildschirm flimmerte, so wäre man damit 827 Tage beschäftigt - vor 50 Jahren hätte das keine sechs Tage gedauert.
Knapp vier Milliarden Euro haben die Fernsehsender im vergangenen Jahr mit Werbung umgesetzt, davon über 3,6 Milliarden Euro die Privaten. Zu den Produktgruppen, die am meisten beworben werden, gehören Autos, Süßwaren, Telefone und Kommunikationsdienste.
Medienbuero - 6. Nov, 11:11
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