
Das hatte sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz anders vorgestellt. Am 10.April startete er mit Info-Chef Elmar Oberhauser und Programmdirektor Wolfgang Lorenz die größte Programmreform des ORF. Mediaplaner und Werbewirtschaft wollten spätestens nach drei Monaten sichtbare Ergebnisse sehen. Hatte der ORF doch die ohnehin sehr hohen Werbepreise weiter angezogen. Kernstück der ORF-Reform sollte die erste österreichische Daily-Soap „Mitten im

Achten“ werden. Parallel programmiert zum RTL-Hit „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Für „Mitten im Achten“, eine misslungene Mischung aus „Friends“ und „Kaisermühlen-Blues“, waren es schlechte Zeiten: Wurden den Werbekunden mindestens 400.000 Zuschauer versprochen, wollten die Serie zuletzt nur noch 69.000 Zuschauer sehen. Offensichtlich wurde sie außerhalb des Achten (Wiener Bezirkes) akustisch wie inhaltlich nicht verstanden.

Wrabetz persönlich zog die Notbremse und warf den Kostenfaktor, der zum Imagefaktor wurde, letzten Freitag aus dem Programm. Gegen die Meinung seines Programmdirektors. Denn nicht nur „das Kernstück der Reform“ (Zitat Lorenz) floppte: Die Marktanteile des ORF erreichten im Mai und Juni historische Tiefststände von nur noch 36 Prozent, Tendenz weiter fallend. Allein seit Beginn der Programmreform hat der ORF 5 Prozent Marktanteil verloren. ORF1 wurde in der werberelevanten Zielgruppe der 12-49jährigen von ProSieben überholt.

Es besteht Handlungsbedarf.
Es folgt eine Rolle rückwärts: Bewährte Formate wie das populäre Vorabend-Magazin „Willkommen Österreich“ kehren in das Programm zurück. Aus der Reform wird ein Reförmchen. Die Befürchtung der Werbewirtschaft, es seien zu viele Veränderungen auf einmal, hat sich bewahrheitet. Auch die Zuschauer waren/sind überfordert.
Medienbuero - 2. Jul, 10:58
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