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Dienstag, 17. Oktober 2006

Anke Schäferkordt im Gespräch

Am 16.Oktober hatte ich das Vergnügen die wichtigste Medienmanagerin Europas persönlich zu interviewen. Beruflich wie privat ein großes Vergnügen, dessen autorisiertes Ergebnis ich Ihnen nicht vorenthalten will:

M.Z.: Frau Schäferkordt, Sie führen seit etwas mehr als einem Jahr den deutschen Privat-TV-Marktführer RTL. Zuvor haben Sie 6 Jahre lang VOX zum Erfolg geführt. Ist es schwieriger RTL im Spitzenfeld zu halten als VOX zu entwickeln?

InterviewSchaeferkordt1Anke Schäferkordt: Das kann ich nicht miteinander vergleichen. Aber es ist sicher schwieriger eine Marktführerschaft zu verteidigen als anzugreifen. Bei VOX haben wir natürlich mehr ausprobieren können. Es gibt bei jedem Sender Phasen in denen es leichter geht und Phasen in denen es schwieriger wird. Jede Aufgabe hat aber ihren individuellen Reiz. Das Angreifen macht insofern Spaß, da es ein Team zusammen schweißt. So war es bei VOX. Verteidigen kann anstrengender sein, da viele seit Jahren die Marktführerschaft gewohnt sind. Hier müssen wir uns immer wieder neu motivieren und selbst neu erfinden. Ich glaube ich bin noch zu kurz bei RTL um das abschließend beurteilen zu können. Aber fragen sie mich doch in 10 Jahren noch mal.

M.Z.: Sie haben den Vorabend des RTL-Programms umgestellt. Eine dritte Daily-Soap statt Explosiv. Der Vormittag wurde neu strukturiert. Der Nachmittag ist in Vorbereitung. Können Sie mit den Zuschauerzahlen bisher zufrieden sein?

menu6_bannerSchäferkordt: Das möchte ich Ihnen dreiteilig beantworten. Wir haben jetzt eine komplett neue Struktur. Wir starten um 18 Uhr mit Explosiv, gefolgt von Exklusiv und RTL Aktuell. Nach der Information folgt nun die Soap-Stunde. Ein wichtiges Ziel haben wir bereits erreicht: Eine deutliche Stärkung der Info-Schiene. Von Explosiv als Lead-In profitieren die nachfolgenden Formate Exklusiv und RTL Aktuell. Dieser Flow funktioniert. Wenn sie das mit den Vormonaten vergleichen liegen wir schon heute 2% darüber. RTL Aktuell liegt nun bei über 20% Marktanteil und das funktioniert sehr gut. Es ist auch eine Frage der Gegenprogrammierung. Hier hat beispielsweise SAT.1 im Moment nicht mehr die Zuschauer die sie mal hatten. Wo wir noch nicht ganz zufrieden sind ist die neue Daily-Soap. Wobei wir aber von Anfang an gesagt haben: Da müssen wir durch. Auf diesem Sendeplatz war über 10 Jahre lang ein Infoformat zu sehen. Das braucht noch Zeit um die Zuschauergewohnheiten zu verändern. Aber der Aufwärtstrend ist bereits erkennbar und wir arbeiten daran.

M.Z.: Die Marktanteile von RTL sinken seit 2003 kontinuierlich. Sie wollen RTL „zur alten Flughöhe von 17% Marktanteil zurückführen.“ Promi-Tanzen, Promi-Eislaufen, drei Daily-Soaps, Casting- und Quiz-Shows sind auch bei den Wettbewerbern zu sehen. Waren 17% Marktanteil zu hoch gegriffen?

InterviewSchaeferkordt3Schäferkordt: Das ist sicherlich ein ehrgeiziges Ziel. Aber ich setze mir lieber ehrgeizige Ziele, als sie zu niedrig zu wählen. Deutschland ist weltweit einer der wettbewerbsintensivsten Märkte. Obwohl wir noch längst nicht in der digitalen Welt angekommen sind, haben wir bereits einen harten Wettbewerb. 17% sind mittelfristig ein hohes Ziel. Das ist mir bewusst. Aber es belegt unsere Zielsetzung wieder zu wachsen. Das streben wir nachhaltig an.

M.Z.: Steigen statt der Marktanteile nicht eher die Austauschbarkeit der Inhalte?

Schäferkordt: Aber das kennen wir doch aus dem deutschen Markt. Sagen sie mir einen Hit der letzten 10 Jahre der nicht innerhalb von sechs Monaten kopiert wurde. Das fängt bei den Casting-Shows an und reicht bis zur aktuellen Gegenprogrammierung unserer Eislauf-Show.

M.Z.: Sehen Sie sich daher in Ihrer Programmplanung bestätigt?

Schäferkordt: Zu viele Kopien verschleißen die Programme deutlich schneller. Aber bei einem so starken Wettbewerb wird man das nie verhindern können. Daher stärken wir unsere eigenen Produktionen, beispielsweise aus dem Fiction-Bereich, um RTL als eigenständige Marke von den Wettbewerbern deutlicher abzugrenzen. Aber natürlich ist es auch künftig wichtig, dass wir in allen großen Genres zuhause sind. Dazu gehören auch die von ihnen angesprochenen großen Shows.

M.Z.: Die Digitalisierung ist da. Wird es Digitalsender von RTL geben?

rtldigitalesenderSchäferkordt: Diese Woche haben wir bekannt gegeben, dass wir digitale Kanäle starten. Es wird ab 1. Dezember drei Spartenkanäle geben: RTL Crime zeigt die erfolgreichsten RTL Krimiserien wie CSI oder Alarm für Cobra 11. RTL Living wird Coaching-Formate wie Einsatz in 4 Wänden oder auch Voxtours zeigen. RTL Passion wird sehr frauenaffin. Das heißt Soaps und Serien wie GZSZ, Verbotene Liebe von der ersten Folge an, oder auch die mexikanische Telenovela Rubi.

M.Z.: Kürzlich wurden Sie in deutschen Zeitungen heftig kritisiert weil Sie jeden Job bei RTL hinterfragen, trotz Umsatz- und Gewinnsteigerung Kündigungen ausgesprochen haben, neuen Mitarbeitern 20% weniger Gehalt zahlen, und Mehrarbeit bei gleichem Verdienst verlangen würden. Der Bertelsmann-Konzern, zu dem RTL gehört, möchte Vorbild im Umgang mit Mitarbeitern sein. Vermittelt RTL dieses Bild noch?

Schäferkordt: Wenn man die Fakten betrachtet auf jeden Fall. RTL ist nach wie vor einer der attraktivsten Arbeitgeber im Medienbereich. Unsere Mitarbeiter haben 14 Gehälter und Gewinnbeteiligung. Ich persönlich halte es nicht für zuviel verlangt dafür 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Das sage ich ihnen ganz offen und stehe auch dazu. Wenn ich ihnen alle unsere Sozialleistungen aufzähle, würde ich sicher eine Bewerbungsflut bekommen. Wir haben einige Kündigungen ausgesprochen, da haben sie Recht. Das tut mir persönlich für jeden einzelnen Mitarbeiter leid. In Relation zur Größe unseres Unternehmens bleibt dies jedoch überschaubar. Es ist meine Aufgabe als Geschäftsführerin Strukturen zu hinterfragen und wenn nötig neu zu ordnen. Ich orte hier eher eine Solidarität der schreibenden mit den sendenden Journalisten.

M.Z.: Ich habe gelesen, dass Sie gerne im Boden versunken wären als Harald Schmidt Sie in seiner Show aufs Korn nahm. Wie geht es Ihnen im Rampenlicht?

InterviewSchaeferkordt2Schäferkordt: Ich stehe nicht so gern im Mittelpunkt, das stimmt. Das brauche ich für mich nicht. Natürlich habe ich viele öffentliche Auftritte. Natürlich komme ich häufiger in der Presse vor. Auch werde ich schon mal kritisiert. Aber das gehört zu meiner Position dazu.

M.Z.: Ist das der Preis für die Führung von RTL statt wie bisher VOX?

Schäferkordt: Das war bei VOX zum Schluss hin auch schon so. Aber natürlich längst nicht so wie bei RTL. Die kritische Wahrnehmung ist natürlich beim Marktführer deutlicher spürbar.

M.Z.: Dann stelle ich Ihnen schnell noch eine letzte Frage: Sie sind die erste nicht österreichische Person an der Spitze von RTL. Da standen Thoma, Zeiler aber auch Mahr. Bemerken Sie eine besonders hohe Erwartungshaltung heute in Wien?

Schäferkordt: Das habe ich heute noch nicht bemerkt. Aber ich würde das auch nicht erfüllen können. Ich habe mir ein kleines Lexikon gekauft. Das heißt: Österreichisch für Deutsche. Und ich bin sehr schlecht darin. Aber ich glaube, dass mich die österreichischen Werbekunden auch so akzeptieren wie ich bin…

M.Z.: …notfalls haben Sie sicher die Telefonnummer von Gerhard Zeiler…

Schäferkordt: …absolut, aber dann ist es schon zu spät: Da ist mir sicherlich schon etwas rausgerutscht (lacht).
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